Textiles
Das Spinnen
Ausgangsmaterialien für das Spinnen waren Wolle und Flachs. Für Wollstoffe wurde zumeist Schafwolle aber auch, um bestimmte Farb- und Schillereffekte zu erzielen, Wolle anderer Tiere, wie Rind, Reh oder Hase verwendet. Die Wolle wurde zunächst gesäubert, gewaschen und nach dem Trocknen zu einem glatten Vlies gezupft und gekämmt. Spezielle Werkzeuge gab es hierfür wohl nicht. Es konnten Holzkämme oder auch Distelblüten genutzt werden. Um Leinen herzustellen benutzte man Flachs. Auch dieser wurde durch Entfernen der Samen und Trennen der Fasern von den holzigen Stielbestandteilen für das Spinnen vorbereitet. Gesponnen wurde mit einer Handspindel, welche aus einem Holzstab und einem Wirtel zur Beschwerung bestand. Der Wirtel war meistens aus Ton oder Wachs, konnte aber auch kunstvoll aus Holz, Stein oder Metall gefertigt sein. Es gab verschiedene Techniken des Spinnens, im Sitzen oder Stehen, mit freier oder gehaltener Spindel. Grundsätzlich sind diese jedoch gleich. Zunächst wird immer ein wenig Wolle per Hand aus dem Vlies gezupft und zu einem Anfangsfaden verdrillt, der an der Spindel befestigt wird. Dann versetzt man die Spindel in Rotation und lässt die Verdrillung nach und nach ins Vlies laufen. Der neu entstandene Faden wird auf die Spindel gewickelt. Je nach Rotationsrichtung der Spindel gab es eine sogenannte S- und Z- Drehung. Die so verschieden verdrillten Fäden konnten später beim Weben als Schuss- und Kettfaden verwandt werden, um ein besseres Ineinandergreifen der Fäden im Gewebe zu erreichen. In der Eisenzeit waren die Fäden bereits sehr fein und regelmäßig. Der durchschnittliche Durchmesser des Garns betrug 1mm. Für ein feineres Garn wurde eine kleine leichte Spindel genommen und für einen groben, dicken Faden entsprechend eine große Spindel.
Die Nadelbindung
Die Nadelbindung ist eine sehr alte Handarbeitstechnik zur Herstellung von Textilien. Erste Funde stammen aus der jüngeren Steinzeit. Über die Bronzezeit bis hin zum Mittelalter häufen sich die Funde. Die meisten nadelgebundenen Textilien fand man in Skandinavien und Russland. Ab dem späten Mittelalter wurde die Nadelbindung zunehmend durch das Stricken und Häkeln abgelöst. Jedoch gibt es auch heute noch Kulturkreise in denen Nadelbindung verwendet wird. An sich ähnelt die Nadelbindung dem Stricken und Häkeln. Jedoch kann bei dieser Technik nicht aus dem Knäuel heraus gearbeitet werden, sondern es werden immer wieder einzelne Fäden von ca. einem halben bis einem Meter Länge angesetzt. Das Anknüpfen der Fäden erfolgt entweder durch Einnähen und nachträgliches Verstopfen oder Verfilzen der Fadenenden. Die Nadel wird nach einem bestimmten Muster durch bereits gearbeitete Maschen gefädelt. Es entsteht ein elastisches aber auch festes Gewebe, was im Nachhinein noch verfilzt werden kann. Ein großer Vorteil dieser Technik ist, dass beim Verletzen des Gewebes keine Laufmaschen entstehen können. Die bei der Nadelbindung verwendeten Materialien waren Wolle, Leinen und Bast. Die ca. zehn Zentimeter langen und bis zu einem Zentimeter breiten Nadeln waren aus Holz, Horn, Knochen oder Bronze. Mit Hilfe der Nadelbindung stellte man Mützen, Socken, Handschuhe und Hemden, aber auch Gebrauchsgegenstände wie Beutel her.
Die Sprangtechnik
Mit Hilfe dieser Technik war es möglich elastische Netze, z.B. Haarnetze herzustellen. Als Hilfsmittel wurde ein Holzrahmen und 4 Holzstäbe benötigt. Um das Netz herzustellen wurden parallel gespannte Fäden in bestimmter Art und Weise miteinander verdrillt. Die Stäbe dienen während der Arbeit dazu, das sich die Verdrillung nicht sofort wieder lösen kann. Am Ende muss hierfür eine Häkelreihe als Abschluss eingesetzt werden. Durch den Wechsel von Einfach- und Mehrfachverdrillung entstehen unterschiedlich große Maschen, was zum erstellen verschiedener Muster genutzt werden kann. In diesem Bild sieht man ein Haarnetz, welches mit der Sprangtechnik hergestellt wurde. Ein Teil des Haarnetzes wurde zur besseren Veranschaulichung aufgespannt.
Das Weben
Die gebräuchlichste Methode zur Herstellung von Geweben in der Eisenzeit war das Weben. Der typische Webstuhl dieser Zeit war der stehende Gewichtswebstuhl. Von 2 Pfosten wurde der sogenannte Tuchbaum getragen, an dem die Kettfäden befestigt waren. Diese wurden mit Hilfe von Gewichten, die ca. 800-1000g wogen und meist aus Ton aber auch Stein bestanden, beschwert. Dadurch entstand eine elastische Spannung. Mit Hilfe von Trennstäben konnten im Voraus die Fäden für die verschiedenen Webfächer sortiert werden. Das eigentliche Webfach entstand mit Hilfe von Litzenstäben, an welchen die Kettfäden in bestimmter Art und Weise befestigt wurden. Der Schussfaden wurde auf einem Schiffchen per Hand durch das entsprechende Webfach befördert. Durch das Anbringen einer Kurbelwelle am Tuchbaum konnte dieser in Rotation versetzt werden, so dass bereits fertiges Gewebe auf den Tuchbaum gewickelt werden konnte. Somit war es möglich, die Länge des entstehenden Tuches zu vergrößern.
Die einfachste Bindung beim Weben war die Tuchbindung, bei der abwechselnd die geraden und die ungeraden Kettfäden vor den Schussfaden gebracht wurden. Vorherrschend war jedoch die kompliziertere Köperbindung, bei der eine Viertelung der Kette und somit 4 Litzenstäbe nötig waren. Durch unterschiedlichen Einsatz der Litzenstäbe und verschiedene Arten die Kette an ihnen zu befestigen, konnten drei verschiedene Köper gewebt werden: der Gleichgratköper, der Fischgratköper und der Rauten- oder Diamantköper. In der Eisenzeit wurden häufig brettchengewebte Kanten am Anfang, Ende oder den Seiten des Webstückes eingewebt, welche als Schmuck aber auch als fester Abschluss für das Gewebe dienten. Dies erforderte allerdings eine ausgefeilte Webtechnik.
Das Färben
Um der Kleidung verschiedene Farbeffekte zu verleihen, konnten zwar die verschiedenfarbigen Schafwollen oder, wie bereits erwähnt, andere Tierhaare genutzt werden, aber auch das Färben mit Naturstoffen war in der Eisenzeit bekannt. Als Rohmaterialien hierfür wurden verschiedene Pflanzenteile verwendet, wie Rinde, Früchte, Fruchthüllen, Blätter oder Wurzeln. Die Farbstoffe daraus wurden durch Einlegen und Kochen in Wasser gewonnen. Nicht alle Pflanzenfarbstoffe können von der Wolle ohne Vorbereitung gleich gut aufgenommen werden. So muss die Faser der Wolle z.B. durch das Beizen mit Alaun aufgeschlossen oder durch den Zusatz von Metallsalzen in das Färberbad behandelt werden. Mit Hilfe von Naturfarbstoffen können am besten Grün-, Gelb- und Brauntöne erreicht werden. Um ein leuchtendes Rot oder Blau zu färben war etwas mehr Aufwand oder aber teure Rohstoffe nötig, was demzufolge Stoffe in diesen Farben sehr wertvoll machte.