Kleidung

 

Anders als häufig angenommen trugen die Germanen Kleidung aus fein gewebten Woll- und
Leinenstoffen. Bereits seit der Bronzezeit gab es Nähnadeln mit Öse, den Webstuhl und mit Naturfarbe eingefärbte Stoffe. In der kalten Jahreszeit wurden allerdings auch Felle getragen.
Auskunft über das Aussehen der germanischen Tracht liefern die Funde von Moorleichen,welche besonders oft in Norddeutschland auftreten.




Die Hose

Im Gegensatz zu den Römern war bei den Germanen die Hose bekannt und als Kleidungsstück verbreitet. Bei der oberen Abbildung handelt es sich um eine Hose, welche im Thorsberger Moor gefunden wurde.

Für die Herstellung dieser Hose brauchte man drei Teilstücke: die beiden Hosenbeine und ein Quadrat, welches am Hinterteil der Hose befestigt wurde. Auffallend bei dieser Hose waren zwei Öffnungen in der Längsnaht der Beine auf Höhe der Waden, welche vermutlich das Anziehen erleichterte, da die Hose recht eng anlag und Füßlinge aus gleichem Stoff an den Enden der Beine ansetzten.

Man nimmt an, dass am oberen Ende der Hose ein verstärkter Bund mit angenähten Schlaufen vorhanden war, um die Hose mit einem Gürtel zu halten.

Die unteren Abbildungen zeigen Beispiele für kurze Hosen, wie sie in Dätgen und Marx-Etzel gefunden wurden. Die Hose von Marx-Etzel ist nur aus einem Tuchstück zugeschnitten und wurde dann umgelegt und vernäht. Bedingt durch diese Herstellungsart war diese Hose im Bund sehr weit und musste stark in Falten gelegt und mit einem Gürtel gehalten werden.

Die Hose aus Dätgen besteht aus mehreren Teilen und kann somit der Körperform besser angepasst werden. Im Zusammenhang mit den übrigen Fundsachen der Leiche wird davon ausgegangen, dass es sich um eine Frauenhose handelt.



Der Kittel


Als Oberbekleidung diente den Germanen ein hemdähnlich genähter Kittel, welcher teils mit und teils ohne Ärmel anzutreffen war. Auch der Kittel wurde, ähnlich den Hosen, relativ eng anliegend getragen. Ganz im Gegensatz zu den heutigen Kleidungsstücken setzte die Naht der Ärmel am Vorderteil des Kittels an, verlief an der Vorderseitze des Armes entlang und mündete in einen 5-10cm langen Schlitz.

An den Seiten wurde der Kittel entweder geschnürt oder bis zur Hüfte vernäht, wobei ein ca. 15-20cm langer Schlitz am unteren Teil des Kittels verblieb.


Der Mantel



Der Mantel bestand aus einem ca. 3m langen und 1,8m breiten viereckigen Stück Stoff, welches in der Länge doppelt genommen und über der rechten Schulter mit einer Fibel zusammengehalten wurde. Diese Tragweise ermöglichte zum Einen das komplette Einhüllen des Körpers zum Schutz vor schlechter Witterung. Zum Anderen konnte man den Mantel über die Schultern zurückschlagen um die freie Beweglichkeit von Armen und Beinen zu ermöglichen.

Der Mantel konnte, wie der sog. "Prachtmantel" aus dem Thorsberger Moor, brettchengewebte Zierkanten besitzen.

Es ist auch davon auszugehen, dass der Mantel zusätzlich als Decke genutzt wurde.


Der Peblos


Der Peblos ist das Gewand der Frau. Er besteht aus einem schlauchförmigen, fußlangen Kleidungsstück, welches im oberen Teil umgeschlagen werden kann und von Fibeln auf den Schultern gehalten wird.

Um die Taille wird es mit einem Gürtel zusammengehalten.

Dieses Gewand ist nicht durch Moorleichenfunde belegt. Sein Aussehen ist römischen Darstellungen germanischer Frauen entnommen. Da die Moorfunde von der Männertracht den römischen Darstellungen dieser entsprechen, wird davon ausgegangen, dass diese Darstellungen die tatsächliche Tracht der Frau gut widerspiegeln.



Der Rock


Der Rock ist das einzige Kleidungsstück der Frau, welches aus dieser Zeit durch Moorfunde belegt ist.
In Damendorf wurden zwei verschiedene Arten von Röcken gefunden.

Der lange Rock bestand aus einem rechteckigen Tuch (ca.0,85m x 2,10m), welches mit einer Naht zu einem Schlauch vernäht wurde. Durch den großen Umfang des Rockes fiel dieser beim Zusammenbinden in der Taille in große Falten.

Der kurze Rock, der eher von Mädchen getragen wurde, hatte eine Länge von ca. 0,30m. Auch er war schlauchförmig und weit gearbeitet. An seinem Bund wurden Schlaufen gefunden, welche vermutlich zur Befestigung von Trägern dienten.

Die Unterkleidung der Frau ist nicht gefunden wurden, was evtl. daran liegt, dass diese wahrscheinlich aus dem nicht so guterhaltbaren Leinen bestand. Aus römischen Abbildungen kann man jedoch erkennen, dass die Frau zum Rock aber auch teilweise unter dem Peblos einen langärmlichen Kittel trug, welcher wohl dem Männerkittel ähnelte.